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Irlands National Famine Museum

  • lisalinas6
  • 8. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit
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Die Geschichte Irlands ist, wie wir wissen, reich und komplex, wobei die Große Hungersnot das einschneidenste Ereignis der irischen Geschichte ist. Die Iren nennen diese Zeit Gorta Mór, der große Hunger. Die Jahre von 1845 bis 1852 gehören zu den tragischsten Irlands - sie beeinflussten nicht nur Irland, sondern auch die Geschichte und Zukunft anderer Länder, da mehr als zwei Millionen Iren auswanderten, während mindestens eine Million Iren auf ihrer Insel starben. Die irischen Auswanderer wiederum setzten die Räder für Irlands mächtige und umfangreiche, weltweite Diaspora in Bewegung.  Von dem massiven Bevölkerungsverlust hat sich Irland übrigens bis in die Gegenwart nicht erholt.



Was bietet das Museum?

Irland, das National Famine Museum
Irland, National Famine Museum, Bild

Das Strokestown Irish National Famine Museum beherbergt eine der größten Sammlungen von Fotos, Dokumenten und Exponaten zur Kartoffelfäule im ganzen Land. Es bietet einen hervorragenden und erschütternden Einblick in die Schrecken der großen Hungersnot und in das, was die Arbeiter während der Hungersnot tun mussten, um zu überleben. Es beherbergt auch die Geschichte des Strokestown Manor und verdeutlicht die Kluft zwischen den Wohlhabenden und denen, die für sie arbeiteten. Das Museum zeigt die Zustände im großen Arbeitshaus von Strokestown; allein dort starben oder wanderten über 5 000 Menschen aus. Der Hausherr wurde schließlich auf dem Höhepunkt der Hungersnot ermordet und das Haus verfiel langsam, bis die Restaurierung begann. Alle Dokumente und Werkzeuge im Museum wurden bei dieser Restaurierung freigelegt.


Die große Hungersnot kurz erklärt

irland, die große Hungersnot, Foto einer Hütte der Hungernden

Irland stand seit dem Jahr 1541 völlig unter englischer Herrschaft. Der Boden in Irland gehörte überwiegend englischen Großgrundbesitzern. Die irischen Bauern bearbeiteten das Land als Pächter, bauten darauf Getreide und Kartoffeln an und hielten kleine Mengen Vieh. Getreide und tierische Produkte dienten zur Pachtzahlung an die Großgrundbesitzer und wurden nach England verbracht, wohingegen die Kartoffeln, die einfach, billig und schnell anzubauen waren, das Grundnahrungsmittel der irischen Bevölkerung darstellten. Schon ein kleines Stück Land reichte, um eine Großfamilie mit Kartoffeln zu ernähren. Da etwa die Hälfte der acht Millionen Iren sich ausschließlich von Kartoffeln ernährte, entstand eine Abhängigkeit von dieser Nahrungsquelle, die Volkswirtschaftler schon vor der Hungersnot als große Gefahr erkannt hatten.

Seit der Katholikenemanzipation beginnend im Jahr 1778 hatten die katholischen Iren zwar das Recht erhalten, Land zu besitzen, sie hatten aber nur selten die Mittel, dieses zu kaufen. Da 72 % der irischen Bevölkerung von der Landwirtschaft lebte, wurde das Pachtland immer knapper. Beschäftigungsmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft waren praktisch nicht vorhanden, da außer in Nordirland (Ulster) wenig Industrie existierte, ihr Wachstum war durch einseitige Zollschutzmaßnahmen Großbritanniens stark beschränkt. In Großbritannien frönte man der Laissez-faire Wirtschaftspolitik, somit wollte man in das Geschehen nicht eingreifen. So erlebten die Iren zu ihrer großen Verbitterung, dass unverdrossen große Mengen an Nahrungsmitteln von Irland nach England verbracht wurden, während viele Menschen in Irland verhungerten. Das muss man sich mal vorstellen: Die meiste Zeit der fünfjährigen Hungerperiode hindurch war Irland ein Nettoexporteur für Nahrungsmittel. Im Herbst 1846 war nicht nur die Kartoffelernte, sondern aufgrund des ungünstigen Wetters auch noch die Weizen- und Haferernte betroffen. Dennoch mussten die irischen Pächter weiterhin die volle Pacht aufbringen und hierzu Getreide und tierische Produkte verkaufen, die nach England exportiert wurden. Angeblich lagen für jedes Schiff, das Nahrungsmittel nach Irland brachte, mehrere Schiffe im Hafen, die Nahrungsmittel ausführten. Pächter, die die Pacht nicht aufbringen konnten, wurden von Haus und Hof vertrieben (oft wurden die Häuser dabei als Strafe abgebrannt) und verloren damit jegliche Lebensgrundlage. Dies widerfuhr Zehntausenden; ein berüchtigtes Beispiel hierfür ist der Ballinlass Incident.


Den National Famine Way erkunden

Irland, Bronzene Metallschuhe Symbol des National Famine Way, Dublin

Das National Famine Museum ist auch der Ausgangspunkt für den National Famine Way, einen Wander- und Radweg, der auf den Spuren der 1490 Strokestown-Pächter verläuft, die, nachdem sie ihre Miete nicht bezahlen konnten, von Roscommon nach Dublin marschieren mussten, um an Bord der Auswandererschiffe zu gehen. Entlang des Weges stehen etwa 30 Bronzeskulpturen von Kinderschuhen, die an die Jungen und Mädchen erinnern, die den Weg zu Fuß zurücklegten. Man kann eine App für geführte Audiotouren herunterladen und Stempel in einem Pass sammeln, der einem jungen Emigranten aus der Hungersnot, Daniel Tighe, gewidmet ist. Eine durchaus familien- und hundefreundliche Urlaubsidee. Der National Famine Way endet am EPIC The Irish Emigration Museum, einem mehrfach ausgezeichneten Museum, das 1500 Jahre irische Geschichte erzählt und erklärt, wie, wo und warum die Iren ausgewandert sind und welchen Einfluss sie auf die Welt hatten. Ein tolles Museum - wirklich sehr empfehlenswert! Ganz in der Nähe des EPIC liegt auch das Jeanie Johnston Famine Ship vor Anker. Im Mai 1847 mussten die armen, halb verhungerten Strokestown-Pächter sage und schreibe 165 Kilometer bis zu den Docklands von Dublin laufen, um einen dieser nicht umsonst Coffin Ships zu besteigen. Viele kamen halb tot am Zielort an, andere gar nicht.


Parken, Eintritt und was man sonst noch wissen muss

Irland, National Famine Museum

Das Irish National Famine Museum ist gut zugänglich. Es gibt reichlich Parkplätze, einen kleinen Museumsshop sowie ein Café. Die selbstgeführte Tour umfasst einen audiovisuellen Raum, der pro Zyklus etwa zehn Minuten dauert. Die gesamte Führung kann zwischen 30 und 90 Minuten dauern, je nachdem, wie viel man lesen möchte. Der Museumsrundgang schließt mit einer großen Ausstellung, die Hunger und Hungersnot in der heutigen Welt zeigt und die Menschen sowohl über die Geschichte als auch über die Zukunft des Hungers in der Welt aufklären soll.

Man kann auch an einer Führung durch Strokestown House teilnehmen, dem palladianischen Herrenhaus, das seine ursprüngliche Einrichtung und Ausstattung bewahrt hat. Es ist vollgepackt mit persönlichen Gegenständen der Familie Pakenham Mahon und wurde sorgfältig aufbewahrt, um zu zeigen, wie das Leben des Landadels aussah. Gezeigt wird auch das Leben des Personals, das „unter der Treppe“ lebte. Nach der Besichtigung des Hauses kann man durch die ummauerten Gärten und den Wald spazieren.

Fazit: Das National Famine Museum in Strokestown bietet einen hervorragenden und erschütternden Einblick in die Schrecken der Großen Hungersnot in Irland. Das restaurierte Herrenhaus und der Park stehen dabei in krassem Gegensatz zu dem Museum, das An Gorta Mór gewidmet ist, der zum Tod von über einer Million Iren und zur Auswanderung von einer weiteren Millionen führte. Wer das Thema vertiefen möchte - hier 5 tolle Ausflugsziele, die das Thema vertiefen.

Wer das Thema vertiefen möchte, findet hier 5 passende Ausflugstipps!

Buch Irland wie es nicht im Reiseführer steht von Lisalina Sagner


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