Irlands bemerkenswerteste Seenotrettung aller Zeiten - Wexford und die MV Kerlogue
- lisalinas6
- 24. Okt.
- 2 Min. Lesezeit

Bei einem Bummel durch Wexford sahen wir dieses Denkmal. Es steht für eine der dramatischsten Rettungsaktionen in der irischen Seefahrtsgeschichte, bei der 168 deutsche Seeleute gerettet wurden. Die Seeleute waren auf dem Küstenmotorschiff MV Kerlogue aus Wexford unterwegs, um eine Ladung Orangen von Lissabon nach Dublin zu bringen, als sie auf drei deutsche Schiffe stießen, die von der RAF bombardiert worden waren und 700 Männer dem sicheren Tod im Meer überließen. Hier die ganze tragische Geschichte:

Bei der Rettungsaktion missachtet die zehnköpfige irische Besatzung entschlossen die Neutralität Irlands und bringt die MV Kerlogue so schnell wie möglich zum Ort der Explosion im Golf von Biskaya. Zehn Stunden lang ziehen Kapitän Thomas Donohue und seine Mannschaft 168 Männer aus dem Wasser. Leider haben sie zu wenig Platz auf ihrem Schiff, um alle Deutschen zu retten. Doch ihr heldenhafter Einsatz machte seinerzeit weltweit Schlagzeilen, und die Besatzung erhielt vom Marineministerium Tapferkeitsmedaillen.
In den 1990er Jahren spricht der damalige Senator Dick Roche im irischen Senat über die Rolle seines Vaters bei dieser Mission. Er sagt: "Einer der stolzesten Besitztümer, die ich besitze, ist ein Orden, der ihm und anderen Besatzungsmitgliedern für die Rettung deutscher Seeleute im Dezember 1943 im Golf von Biskaya verliehen wurde, als sie Hunderte junger Männer aus dem Wasser holten." Sein Vater habe sein ganzes Leben lang unter Albträumen gelitten, weil er notgedrungen Hunderte von Männern zurücklassen musste, die im Meer sterben mussten. Eine der Enkelinnen des deutschen Seemans Richard Langer, der bei der Rettung sein Leben verlor sagte dem Irish Examiner: "Jedes Jahr am 29. Dezember schloss er sich mit einer Flasche Alkohol ein und verbrachte den Tag allein."

Wiebke Hochhaus aus Bochum erzählt, ihr Großvater habe seinen "Wunderschal", den er in der Nacht seiner Rettung trug, aufbewahrt und ihn Familienmitgliedern umgelegt, wenn diese krank waren. "Dieser Schal gehörte zur Uniformausrüstung meines Großvaters und war das Einzige, was er in dieser Nacht bei sich hatte und das er dann mit nach Hause nahm", sagt sie.
Nach der Rettung legte das Schiff am Neujahrstag 1944 in Cobh an, wo die Deutschen bis zu ihrer Verlegung nach Curragh interniert wurden. Viele von ihnen ließen sich später in Irland nieder und heirateten!
Im Jahr 2015 wurde dieses Denkmal in Wexford enthüllt. Der damalige Bürgermeister, George Lawlor, sagte, sie sollten "niemals vergessen werden". Dieses Ereignis bleibe ganz einfach die bemerkenswerteste Seenotrettung in der Geschichte des irischen Volkes. Die selbstlose Tapferkeit, die die Besatzung der MV Kerlogue gegenüber den verunglückten deutschen Seeleuten an den Tag gelegt habe, sei schlichtweg eine Tat, die niemals vergessen oder in ihrer Bedeutung geschmälert werden dürfe.
Seit wir in Irland leben, stoßen wir nahezu an jeder Ecke auf Bemerkenswertes, Interessantes oder Tragisches. Man kann oft gar nicht anders, als sich danach direkt über die Hintergründe und Historie schlau zu machen. Den Erkenntnisgewinn verarbeite ich in meinen Blogartikeln, in der Hoffnung, dass das Ein oder Andere vielleicht auch für Irlandfans interessant ist.








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