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Irlands maritime Tragödien - der Untergang der SS Folia

Irland, Ardmore, das Schiff SS Folia

Ardmore, nahe Cork und Waterford wartet mit einer Fülle von herrlichen Ausblicken auf das Meer, schönen Stränden und einer historisch reichen Vergangenheit auf. Weniger bekannt ist, welche tragischen Geschichten diese Küste erzählt. Eine davon ist die Geschichte vom Untergang der SS Folia. Es ist die Geschichte zweier Schiffe, deren Wege sich zufällig kreuzen, eine Geschichte zweier Kapitäne auf gegnerischen Seiten. Sieben Seeleute verlieren ihr Leben und ein Schiffswrack liegt nun wenige Kilometer vor der Küste von Ardmore still und friedlich auf dem Meeresgrund.


Die SS Folia kurz vorgestellt


Irland, SS Folia
SS-Folia, Foto by Waterford Museum

6560 Bruttotonnen, über 130 Meter lang, 16 Meter breit, zwei Schornsteine, zwei Masten, zwei Schrauben und eine Geschwindigkeit von 14 Knoten. Sie bot Platz für 120 Passagiere der 1. Klasse und 1.900 Passagiere der 3. Klasse.

Im Jahr 1915 wird sie an die Cunard Line verkauft und in "Folia" umbenannt. Am 11. März 1917 bahnt sie sich den Weg von New York nach Bristol. Vor der Küste von Ardmore trifft sie ein Torpedo. Das deutsche U-Boot U-53 hat sieben Menschenleben auf dem Gewissen.


Das zweite Schiff in unserer Geschichte - "U-53"


Irland deutsches U-Boot U-53 - Foto Waterford Museum
Deutsches U-Boot U-53 - Foto Waterford Museum

Die U-53 wird am 22. April 1916 in Dienst gestellt; ein U-Boot der Klasse U-51, mit einer Geschwindigkeit von über 30 Km/h an der Oberfläche und rund 17 Km/h auf Tauchfahrt. Testtiefe von 50 Metern.

Die Besatzung besteht aus 36 Matrosen; sie ist mit 4 × 50 cm Torpedorohren (zwei am Bug, zwei am Heck), 7 Torpedos und 2 × 8,8 cm Deckskanonen (3,5 Zoll) bewaffnet.


Die Kapitäne - Kapitän Francis Inch und Kapitän Hans Rose


Irland, Co. Waterford, Kapitän Francis J.D. Inch - SS Folia
Kapitän Francis J.D. Inch - SS Folia, Foto by Waterford Museum

Über Kapitän Francis J. D. Inch von der SS Folia ist nicht viel bekannt. Er wurde am 30. Mai 1877 geboren. Der Kapitän eines anderen Schiffs äußert sich über Inch wie folgt: "Kapitän Inch war ein sehr guter Seemann, bis zu einem gewissen Grad mutig und von einem feinen Pflichtgefühl durchdrungen. Ich glaube, ich kann sagen, dass ich nie einen fähigeren oder kompetenteren Ersten Offizier hatte". 1929 zieht sich Inch von der Seefahrt zurück. Er stirbt mit 53 Jahren im Jahr 1932.


Irland, Co. Waterford, U-53 - SS Folia, 1. Weltkrieg
Hans Rose - U-53, Foto by Waterford Museum

Die U-53 wird von Hans Rose kommandiert, geboren am 15. April 1885. Er soll einer der angesehensten, hochdekorierten und erfolgreichsten deutschen U-Boot-Kommandanten während des Ersten Weltkriegs gewesen sein. Rose erwirbt sich großen Respekt sowohl bei anderen U-Boot-Kommandanten als auch bei denjenigen, die auf den Schiffen fuhren, die er angreifen sollte. Vor allem wird er für seinen Sinn für Fairness und Menschlichkeit gefeiert. Es heißt über ihn, dass er, wenn er ein Schiff torpedierte, wartete, bis alle Rettungsboote gefüllt waren. Es gibt auch Berichte, dass er sogar Lebensmittel bereitstellte und wartete, bis sich Rettungsschiffe näherten. Wie auch immer - Hans Rose diente als Ausbilder im Zweiten Weltkrieg und stirbt am 6. Dezember 1969 (im Alter von 84 Jahren).


Der Untergang der Folia


Irland, Ardmore, die Folia sinkt, Co. Waterford
Irland, die Folia sinkt - Bild by Waterford Museum

Die anschauliche Beschreibung, was passierte, als sich die Wege der beiden Schiffe kreuzten, haben wir Sir Edgar T. Britten und seinem autobiografischen Buch "A Million Ocean Miles" zu verdanken. Hier seine Geschichte:

Es ist morgens um viertel nach sieben, als der Dritte Offizier das Periskop eines U-Boots beobachtet, das etwa 500 Fuß vom Schiff entfernt und fast auf gleicher Höhe ist. Unmittelbar danach sieht er das federleichte Kielwasser eines herannahenden Torpedos, und eine Sekunde später wird die Folia mittschiffs getroffen, wobei die Explosion zwei der Rettungsboote zerschmettert. Sieben Besatzungsmitglieder, darunter der Zweite Maschinist, werden durch die Explosion getötet, und die Folia selbst beginnt schnell zu sinken. Vier Boote werden sofort zu Wasser gelassen, und der Rest der Offiziere und der Besatzung kann sicher an Bord gebracht werden. Während die Rettungsboote noch in der Nähe sind, kommt das U-Boot an die Oberfläche, fährt schnell um das Schiff herum und feuert vier Schüsse ab. Anschließend weicht es zurück und feuert noch einen zweiten Torpedo auf das sinkende Schiff ab, dann entfernt es sich.

Aus einer anderen Quelle haben wir auch von einer anderen persönlichen Geschichte von Arthur Miller erfahren, einem 19-jährigen Funker. Er ist einer der letzten Seeleute, die die Folia verlassen. Über sechs Stunden ist er im Wasser, bis er die Küste von Ardmore erreicht.


Der Brief von Ardmore

 

Foto von altem Brief

Montag, 12. März 1917, Dr. Foleys House, Glendysert


Meine liebste Kathleen,


um mit dem spannenden Teil zu beginnen: Ein Cunarder (die Folia) wurde gestern Morgen um 7.20 Uhr viereinhalb Meilen südwestlich von Ardmore Head torpediert. Die 80 bis 90-köpfige Besatzung wurde von ihren eigenen Booten am Pier angelandet, gerade als die Leute von der letzten Messe kamen.

Es handelte sich um ein 11.000-Tonnen-Schiff, das eine Ladung von Weizen, Schinken usw. und riesigen Muscheln (15 Zoll und 6 ft 3 ins hoch) geladen hatte. Die Schiffe beförderten keine Passagiere. Die Besatzung war so froh darüber, dass die einzige Frau (die Stewardess) weinte.

Nun, Sie können sicher sein, dass Ardmore in Aufruhr war. Alle Leute brachten einen Teil der Besatzung zu jedem Haus. Wir waren fünf, drei Engländer, ein Amerikaner (der Doktor) und ein Däne. Einige hatten keine Stiefel, alle hatten nasse Socken oder gar keine, einige hatten keine Mäntel und so weiter.

Nachdem wir uns um ihre leiblichen Genüsse gekümmert hatten (sie hatten natürlich seit dem Vorabend nichts mehr gegessen, abgesehen von den Keksen, mit denen jedes Boot ausgestattet ist), wollten sie Musik hören. Sie sehnten sich nach Musik, also legten wir ihnen etwas auf dem Grammophon auf. Ich glaube, sie tanzten und sangen oben im Kloster. Sr. M. Aloysius spielte für sie.

Der Arzt, Dr. Core (ausgesprochen Corry) aus Nashville, Tennesee, hat gerade seine Ausbildung abgeschlossen und war wohl auf seiner ersten Reise. Er war an jenem Morgen um sechs Uhr aufgestanden und wollte, nachdem er sich sorgfältig gewaschen hatte, an Deck gehen und nachsehen, ob U-Boote in der Nähe waren. Er griff gerade nach dem Türgriff, um ihn zu drehen, als es einen furchtbaren Knall gab und Glas in alle Richtungen flog. Wenn ein Schiff getroffen wird, ist die Erschütterung furchtbar. Natürlich wurden sie nicht gewarnt; die Periskope der neuen U-Boote sind viel kleiner (nicht größer als ein Vogel), als die der alten. Der Doktor rettete eine Tasche, verlor aber seinen Mantel (im Wert von 20 Pfund) und andere Dinge im Gesamtwert von 50 Pfund. Der Kapitän des Schiffes verkleidete sich, da sie normalerweise die Kapitäne gefangen nehmen. Sieben Mitglieder der Besatzung gingen mit dem Schiff unter, sie befanden sich in dem Teil des Schiffes, den der Torpedo getroffen hatte.

Als sie in die Boote gegangen waren, kam der Kapitän des U-Boots, der sehr höflich war, auf sie zu und sagte ihnen, dass sie nach Ardmore rudern sollten, das nur viereinhalb Meilen entfernt sei.


Sir Edgar T. Britten schreibt: Am frühen Sonntagmorgen sind in Ardmore zwei Explosionen deutlich zu hören, dann herrschte Stille. Obwohl es windstill ist herrscht dichter Nebel. Gegen 11 Uhr sichtet der Kapitän im aufziehenden Nebel schließlich glattes Wasser am Fuße der hoch aufragenden Klippen. Als wir diese ansteuern, erkennen wir hoch oben die Umrisse eines Hauses, vor dem Menschen stehen. Durch gemeinsames Rufen gelingt es uns, auf uns aufmerksam zu machen. Wir sind in Ardmore.


Die Rettungsboote blieben noch eine ganze Weile in der Bootsbucht, bevor sie abgeschleppt wurden. Auch die Rettungswesten wurden zurückgelassen, und viele Kinder in Ardmore lernten später mit ihnen das Schwimmen. Es vergingen noch einige Monate, bis die "Bergungsarbeiten" begannen. Holzfässer mit Öl wurden vom Wrackverwalter abgeholt und später verkauft. Schinkenseiten, lose oder in Kisten kamen in Ardmore und anderswo an der Küste an. Große Talgplatten wurden in Kisten oder einzelnen Platten an Land geschwemmt, wo die Kisten zerbrachen. Diese wurden von den Einheimischen beschlagnahmt und zur Herstellung von Kerzen verwendet, da Paraffinöl für die Lampen sehr knapp war.

Da die Folia ein so großes Schiff ist und nahe der Küste sank, wurde sie schon oft betaucht, obwohl sie in etwa 37 Meter Tiefe liegt.


So ein friedvolles Dorf und dann die harte Realität eines Krieges. Furchtbar!

In Ardmore ist das Schiff unter dem Namen Folio bekannt, der richtige Name lautet jedoch Folia, da die Cunard-Linie ihre Schiffe mit der Endung "-ia" benannte. Beispiel Lusitania und das Schwesterschiff Mauretania.


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