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Irlands Juwel, Powerscourt House and Gardens - Mord, Intrigen und ein Architekt aus Deutschland

Historische Häuser und wunderschöne Gärten in Irlands Osten, die man nicht verpassen sollte - heute: Powerscourt House and Gardens in der Grafschaft Wicklow


Ob "Bridgerton", "Downton Abbey" oder "The Crown" historische Dramaserien erfreuen sich großer Beliebtheit. Spannende Handlung und prächtige Kostüme, vor allem aber malerische Landgüter und Herrenhäuser. Wer möchte nicht auch einmal in beeindruckender Kulisse lustwandeln, durch herrliche Gärten flanieren und einen Eindruck davon bekommen, in welch malerischer Umgebung die Adelsfamilien lebten. Irlands Osten, unweit von Dublin hat solche beeindruckenden Orte zu bieten. In einer kleinen Serie möchte ich Euch diese Anwesen und ihre Geschichte vorstellen.


Nur 20 Kilometer südlich von Dublin taucht man im traumhaft-schönen Powerscourt House and Gardens in eine andere Welt ein. Seit 1731 ist dieses Anwesen mit den weitläufigen Gärten, Terrassen, Statuen und Spazierwegen eine sehr beliebte Attraktion. Ganz in der Nähe lädt Irlands höchster Wasserfall zu einem Besuch ein.


Powerscourt House war ursprünglich eine Burg aus dem 13. Jahrhundert, die im 18. Jahrhundert von dem deutschen Architekten Richard Cassels von 1731 bis 1741 umfassend umgebaut wurde. Nach einem Brand im Jahr 1974 stand das Herrenhaus bis zu seiner Renovierung im Jahr 1996 nur noch als Rohbau. Powerscourt hatte über Jahrhunderte dann nur zwei Besitzer. Benannt ist das Anwesen nach dem früheren Besitzer, einem normannischen Adligen namens Eustace le Poer, anglisiert "Power". Die Burg lag strategisch-militärisch sehr günstig, da man von dort den Zugang zu den nahe gelegenen Flüssen Dargle, Glencree und Glencullen kontrollieren konnte.

Irland, Co. Wicklow Powerscourt House um 1760
Powerscourt House um 1760

Soweit es bekannt ist, begehrte eine Familie Wingfield lange Zeit die Ländereien eines gewissen Phelim O'Toole of Powerscourt (gest. 1603). Sie versuchten Phelim O'Toole zu einer Rebellion gegen den englischen König zu verleiten, da man sich ausrechnete, er könne als Strafe die Ländereien verlieren. Am 14. Mai 1603 erreicht die Fehde ihren Höhepunkt, als die Wingsfields Phelim nahe Powerscourt ermorden. Zu dieser Zeit hält Phelims Enkel und Erbe Powerscourt besetzt. Im Oktober 1603 erreichen die Wingfields ihr Ziel. König Jakob I. von England verleiht das Gut Powerscourt für 21 Jahre an Sir Richard Wingfield zu einem Pachtzins von 6 irischen Pfund und einer Rittergebühr.


350 Jahre leben die Wingfields in Powerscourt House


Richard Wingfield, 1. Viscount Powerscourt, (ca. 1550 - 9. September 1634), mit dem alles begann, war ein englischer Armeeoffizier und Militärverwalter während der Regierungszeiten von Elisabeth I. und Jakob I. Er kam gegen Ende des 16. Jahrhunderts als militärischer Abenteurer nach Irland und kämpfte anschließend in Flandern, Frankreich und Portugal, wo er den militärischen Rang eines Oberstleutnants erreicht. Nach seiner Rückkehr nach Irland zeichnet sich Wingfield aus, wird bei einer Expedition gegen Tyrone verwundet und am 9. November 1595 in der Kathedrale von Christ Church vom Lord Deputy William Russell zum Ritter geschlagen. Er dient als Oberst bei der Expedition gegen Calais und wird 1600 zum Marschall von Irland befördert, mit einem Gefolge von fünfzig Pferden und einer Fußtruppe. Im Mai 1608 marschiert er während der O'Doherty-Rebellion in Ulster gegen Sir Cahir O'Doherty ein, der Derry niedergebrannt hatte, tötet ihn und zerstreut seine Anhänger. Für diesen Erfolg wird Sir Richard am 29. Juni 1609 mit der Verleihung des Powerscourt Estate in der Grafschaft Wicklow belohnt. Später, 1613 - 1615 sitzt er als Abgeordneter für Downpatrick im irischen Unterhaus. 1619, gegen eine Zahlung von 2000 Pfund, wird er zum Viscount Powerscourt ernannt und übernimmt weitere Ämter für die englische Krone. Da er keine Kinder hat, tritt sein Cousin Edward Wingfield (gest. 1638) seine Nachfolge an. Obwohl beide Wingfields waren, sind sie über die Cromwell-Linie eigentlich Cousins.

Es ist schließlich Richard Wingfield (19. Aug. 1697-21. Okt. 1751), der den deutschen Architekten Richard Cassels mit dem umfassenden Umbau von Powerscourt House beauftragt.


Ein Architekt aus Deutschland wird in Irland berühmt


Richard Cassels (1690 - 1751), in Irland auch bekannt als Richard Castle, gehört neben Edward Lovett Pearce zu den bedeutendsten Architekten des irischen Palladianismus im 18. Jahrhundert. Cassels wurde 1690 in Kassel, Deutschland, geboren. Obwohl er aus Deutschland stammte, war seine Familie französischer Herkunft und entstammte der französisch-niederländischen Familie "du Ry", die für ihre zahlreichen Architekten bekannt war. Ein Cousin Cassels, Simon Louis du Ry, entwarf übrigens das Schloss Wilhelmshöhe in Kassel. In Irland erschafft er den dorischen Tempel im Trinity College Dublin, Leinster House in Dublin, Conolly’s Folly, Russborough House bei Blessington und Westport House in Westport. Er entwarf auch die Music Hall, Fishamble Street, Dublin, eröffnet 1740, die Händel nach der Uraufführung des "Messias" (1742) wegen ihrer akustischen Eigenschaften lobt, und das Rotunda Hospital (1750-57), Dublin. Die Kritikusse mahnten, dass es eher an einen Adelspalast als an ein Krankenhaus erinnere.

Cassels entwirft viele Landhäuser, darunter Belvedere, Co. Westmeath (entworfen 1740), das das für seine Entwürfe typische "venezianische" Fenster enthielt, und Ballyhaise, Co. Cavan (ca. 1733). Durch den Umbau und die Vergrößerung vieler Häuser schafft er großartige Landhäuser wie z. B. das Carton House, Co. Kildare (ca. 1739-45).

Powerscourt House um 1800, Irland, Co Wicklow
Powerscourt House um 1800

Zurück zu den Wingfields. 1903 schreibt der 7. Viscount Powerscourt, Mervyn Wingfield die Geschichte von Powerscourt nieder (A Description And History of Powerscourt). Das Buch beschreibt die Geschichte des Anwesens seit der normannischen Invasion im 12. Jahrhundert, die Geschichte der Wingfield-Dynastie und seine Bemühungen um die Wiederherstellung von Powerscourt Estate einschließlich des Hauses und der angelegten Gärten. Als er noch ein kleiner Junge war, ging das Anwesen nach dem Tod seines Vaters Richard Wingfield, 6. Viscount Powercourt, im Jahr 1844 an Mervyn Wingfield über. Der ältere Wingfield war als Abgeordneter für Bath in das britische Unterhaus gewählt worden (1837-1841). Der älteste von Richards drei Söhnen ist Mervyn, und als er 1857 volljährig wird, übernimmt er die Kontrolle über das baufällige Gut Powerscourt.

Powerscourt House um 1890, Jagdzimmer, Irland, Co Wicklow
Powerscourt House um 1890, das Jagdzimmer

In seinem Buch beschreibt der ältere 7. Viscount die umfangreichen Renovierungsarbeiten, die er auf dem Landsitz Powersourt durchgeführt hat. Die Gartengestaltung ist von den Gärten von Versailles, Schloss Schönbrunn in Österreich und Schloss Schwetzingen in Deutschland beeinflusst. Allein die Entwicklung der Gärten nimmt zwanzig Jahre in Anspruch. Er verbringt den Rest seines Lebens mit der Renovierung. 1947 geht das Anwesen an den 9. Viscount über. Im Jahr 1961 verkauft der 9. Viscount Powerscourt das Anwesen an die Familie Slazenger, die es bis 2021 besitzt. 1962 heiratet Wendy Slazenger, die Tochter des verstorbenen Ralph Slazenger, Mervyn Wingfield (1935-2015). Mervyn wird später, 1973, der 10. Viscount Powerscourt. Durch ihre Kinder, den 11. Viscount Mervyn Anthony Wingfield und Julia Wingfield, besteht weiterhin eine enge Verbindung zwischen den beiden Familien und dem Powerscourt Estate. Die Slazengers sind übrigens Gründer und ehemalige Eigentümer des Sportartikelunternehmens Slazenger.


Irland, Co. Wicklow, Powerscourt Einganstopr
Eingangstor mit dem Wingfield Adler

Im Jahr 2011 wird Powerscourt von Lonely Planet in die "Top Ten Houses in the World" aufgenommen, während National Geographic Powerscourt 2014 auf Platz 3 der "Top Ten Gardens" der Welt listet. Heute ist Powerscourt House eine große Touristenattraktion und wird häufig für Filmproduktionen genutzt.





Was die irische Geschichte mit diesen Herrenhäusern zu tun hat


Im späten 19. Jahrhundert sinkt das Vermögen der anglo-protestantischen Landbesitzerdynastien wie der Wingfields aufgrund der Agrarbewegung der Land League und der Irischen Parlamentarischen Partei von Charles Stuart Parnell. Ländereien wie das Powerscourt Estate werden im Zuge der Landreformen aufgelöst, wo wird es den Pachtbauern ermöglicht, Land zu kaufen.

Während der irischen Revolution (1916-1922) werden viele der Herrenhäuser der ehemaligen anglo-irischen protestantischen Elite von irisch-republikanischen Brandstiftern angegriffen. Glücklicherweise bleibt Powerscourt House unversehrt, aber 1974 brennt es völlig aus. Bis 1996 ist es nur noch ein Rohbau, bevor es zusammen mit den vernachlässigten Gärten vollständig restauriert wird.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zieht die natürliche Schönheit der Region britische Touristen an, die die Romantik der Landschaft genießen und eine Reihe alter Ruinen erkunden wollen. Die raue, unberührte Schönheit Irlands steht im Gegensatz zur Industrialisierung und dem Rauch der britischen Städte.

Prof. G. M. schreibt ein Buch über Wicklow und eine Reihe von Gasthäusern, in denen Reisende im 19. Jahrhundert während ihrer Reise durch Wicklow übernachten können, und gibt die genauen Entfernungen für die einzelnen Etappen ihrer Reise an. Die irische Südostküste wird im Laufe der Zeit durch ihre Badeorte sehr beliebt. Doch Wright beschreibt nicht nur die Landschaft und die Sehenswürdigkeiten, sondern auch die erbärmliche Armut der gälischen irischen Bevölkerung, die an den kargen Hängen ein prekäres Leben führt. Im Gegensatz dazu steht der luxuriöse Lebensstil des Landadels, der in "großen Häusern" wie Powerscourt House, dem Sitz der Wingfield-Dynastie, und Russborough House, dem Sitz der Earls of Milltown, wohnt. Das Buch schließt mit den Namen und Wohnsitzen des Adels, die sich wie ein "Who is Who" der reichsten und einflussreichsten Mitglieder der Wicklow High Society lesen.


Wer Lust auf weitere herrliche Gärten und traumhafte Herrenhäuser hat, dem sei beispielsweise

ans Herz gelegt. Irlands Osten hat wirklich beeindruckende Orte zu bieten, oder? :-)

Buch Irland wie es nicht im Reiseführer steht von Lisalina Sagner


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