Wenn wir an irische Heilige denken, kommt uns zuerst St. Patrick in den Sinn, dabei war der Gute noch nicht einmal Ire. Das ist bei Brigid von Kildare schon anders. Sie schaffte es im letzten Jahr ganz oft in die Nachrichten, denn sie wurde die erste weibliche Heilige, die in Irland mit einem Feiertag (Bank Holiday) geehrt wird. Dabei wird der St. Brigid's Day, der sozusagen auf halbem Weg zwischen der Winter- und der Frühlings-Tagundnachtgleiche liegt, von den Iren bereits seit Jahrhunderten gefeiert. Bevor Irland ein christliches Land wurde, soll er der heidnischen Göttin Brigid gewidmet gewesen sein und war als Imbolc bekannt, eines der vier gälischen Jahreszeitfesten (die anderen sind Bealtaine, Lughnasadh und Samhain). Alles über ihre Wunder, Multitasking und die Iren diesen Tag feiern:
St. Brigid, auch als "Mary of Gael" bekannt, ist eine der wichtigsten Figuren der irischen Kultur, die sich zwischen Geschichte und Mythologie bewegt. Als Schutzpatronin hat sie alle Hände voll zu tun, denn sie wacht über Säuglinge, uneheliche Kinder, Hebammen, Dichter und Gelehrte, Reisende und Seefahrer, Flüchtlinge, Schmiede, Heiler, irische Nonnen und Bauern, um nur einige zu nennen. Ihre heilenden Fähigkeiten, ihre Liebe zu Tieren und ihr Mitgefühl für die Armen wurden besonders hervorgehoben; tatsächlich trug sie durch die von ihr gegründeten religiösen Gemeinschaften zur Verbreitung des Katholizismus im ganzen Land bei. Sogar in der Sprache lebt sie weiter - Brigid agus Muire dhuit ist immer noch ein gebräuchlicher Gruß, der "Mögen Brigid und Maria mit dir sein" bedeutet.
Für die Gläubigen ist der Brunnen, an dem sie die Menschen getauft hat, immer noch ein Wallfahrtsort, und der Wunschbaum dort wird immer noch mit Bändern geschmückt. Es ist Tradition, am Festtag der Heiligen Brigid Kreuze aus Binsen zu machen. Man glaubte, dass die Kreuze die strohgedeckten Häuser vor Feuer schützen würden. Das Kreuz wird oft am Vortag, dem 31. Januar, gebastelt, und die Kinder lernen schon früh etwas über seinen Zweck und seine Geschichte, da sie in der Schule lernen, wie man es bastelt. Das Kreuz ist zu einem dauerhaften Bestandteil der irischen Kultur geworden, eine Zeit lang war es sogar das Logo von RTÉ, dem nationalen irischen Fernsehsender. Hier wird gezeigt, wie's geht:
Die "Brat Bhride" oder "Brigid's Tuch" wurde am Vorabend von Brigids Festtag, dem 1. Februar, bei Sonnenuntergang nach draußen gelegt und vor Sonnenaufgang wieder nach drinnen gebracht. Man ging davon aus, dass der Tau, der in dieser Nacht fiel, dem Tuch Heil- und Schutzkräfte für das ganze Jahr verlieh. Das Tuch wurde an einem besonderen Ort im Haus aufbewahrt und bei Bedarf zu Heilzwecken verwendet, etwa um den Kopf gewickelt, um Kopfschmerzen zu lindern, oder um Frauen bei der Geburt zu helfen, da Brigid als Schutzpatronin der Heiler und Hebammen verehrt wurde. Außerdem wurde es zur Heilung kranker Tiere verwendet, insbesondere von Kühen und Schafen, zu denen Brigid eine besondere Beziehung hatte. Brigid wird auch die Gründung einer Kunstschule zugeschrieben, unter anderem für Buchmalerei und Metallarbeiten, die vom ersten Bischof von Kildare, Conleth, beaufsichtigt wurde. Gefeiert wird St. Brigid u. a. mit dem Programm Brigid 1500, das eine Reihe von Veranstaltungen und Initiativen, darunter Festivals, Konzerte, Vorträge, Kunstaufträge, Illuminationen, Wallfahrten und Handwerksworkshops sowie ein Schulprogramm umfasst, um das bleibende Erbe der heiligen Brigid zu festigen. Im Kildare Town Heritage Centre/Tourist office erhält man mit "Die Legenden von Kildare" (in mehreren Sprachen möglich) eine großartige Einführung über die Heilige Brigid. Als Virtual-Reality-Erlebnis. VR-Brille und Kopfhörer aufgesetzt und schon kann das magische Abenteuer beginnen, wunderbar für Regentage, spannend für Jung und Alt. Weitere Infos hier!
Eine Frau, die wusste, wie man feiert
Brigid war nicht nur eine Meisterin im Multitasking des 5. Jahrhunderts, sie war auch freundlich und mitfühlend und liebte gute Feste. Sie wusste, wie wichtig gutes Essen und viel zu trinken waren, wenn Familie, Freunde und Fremde zusammenkamen.  Brigid mochte das eine oder andere Bier, oder zwei oder drei oder vier. Sie braute Bier. Sie servierte Bier in Hülle und Fülle. Sie trank Bier. Sie verschenkte ihr Bier. Und wenn sie nicht genug Bier für alle hatte, stellte sie auf wundersame Weise mehr Bier aus Wasser her.
Die 40 Wunder der heiligen Brigid, von der Verwandlung von Brunnenwasser in Bier bis zu einem zusätzlichen freien Tag
Ein Fass von Brigids Bier stillte nicht nur den Durst eines Klosters voller Mönche, die Bier brauchten, sondern auch den von 17 weiteren Klöstern voller bierliebender Heiliger und Sünder. Bei einer Gelegenheit verwandelte sie Brunnenwasser in Bier, und die alten Legenden über ihre Braukunst berichten von weiteren Wundern der Bierherstellung.
Man kann nicht umhin, die Ähnlichkeiten zwischen Brigids Wundern und den Wundern Jesu in der Bibel zu bemerken. Geschichten über die Verwandlung von Wasser in Wein mögen von den Kelten des 5. Jahrhunderts nicht verstanden worden sein, aber eine Frau, die Wasser in Bier verwandelt, machte diese Wunder für unsere heidnischen Vorfahren vielleicht realistischer. Fakt oder Fiktion? Wir werden es nie erfahren, denn in Irland heißt es: "Lass niemals die Wahrheit einer guten Geschichte im Wege stehen", und es gibt viele gute Geschichten über die heilige Brigid. Mehr als 40 Wunder werden ihr zugeschrieben. Ein beliebtes ist, als sie den König von Leinster bat, ihr Land für den Bau eines Klosters zu geben. Er willigte scherzhaft ein, ihr so viel Land zu geben, wie ihr Mantel bedecken könne, aber ihr Mantel dehnte sich irgendwie weit aus; am Ende kamen mehrere Hektar Land zustande. Brigid stand den Tieren nahe, und wenn sie eine Kuh berührte, produzierte diese angeblich zehnmal mehr Milch, selbst wenn sie bereits ausgetrocknet war. Sie heilte auch einen leprakranken Mann, trieb Dämonen aus, zähmte ein Wildschwein und besänftigte Stürme, um nur einige ihrer Wundertaten zu nennen.
Wie aus der keltischen Göttin Brigid eine christliche Heilige gleichen Namens wurde
Da die keltische Göttin Brigid die irische Tradition seit Jahrtausenden mit einer Mischung aus Verehrung und Furcht erfüllte, bevor das Christentum in Irland Einzug hielt, ist es nur allzu verständlich, dass unsere Vorfahren nur widerwillig bereit waren, sie vollständig zu verbannen, was zufälligerweise ungefähr zu dem Zeitpunkt geschah, als sie sich in die christliche Heilige Brigid verwandelte, die wir heute kennen.
St. Brigid und die Heiligen Brunnen
Heilige Brunnen waren für die alten Kelten heilige Orte. Als die Iren zum Christentum konvertierten, übernahmen sie viele Rituale aus ihrer keltischen Religion direkt in ihre neuen christlichen Traditionen. Die Tatsache, dass ihre allererste weibliche Heilige nach einer alten keltischen Göttin benannt wurde, erleichterte diese Umwandlung heiliger Stätten umso mehr. So findet man überall in Irland Brunnen, die nach der heiligen Brigid benannt sind. Unsere überragende Heilige aus dem 5. Jahrhundert hat wahrscheinlich nie einen Fuß in die Nähe der meisten dieser Brunnen gesetzt, aber ihr Name wurde ihnen durch ihre heidnische Namensvetterin Brigid verliehen. Noch heute sind die heiligen Brunnen der heiligen Brigid gut besucht. Ein kleines "Clootie" oder ein Stück Stoff wird in den Brunnen getaucht. Das Wasser wird verwendet, um Wunden zu waschen oder kranke Körperteile zu segnen. Das Tuch wird dann an einen Baum gebunden, um geistige Heilung zu erlangen. Noch heute sieht man alte Tücher an den Bäumen um diese heiligen Brunnen.
St. Brigid, zeitweise bekannter als St. Patrick
Die Mönche und Gelehrten, die Irland ab dem 6. Jahrhundert verließen, trugen die Geschichte von Brigids Leben und Hingabe nach England, Schottland, Wales und auf den europäischen Kontinent. Im Mittelalter war die heilige Brigid in Europa weitaus bekannter als der heilige Patrick. Ab dem 18. und 19. Jahrhundert trugen Missionare, Migranten und Gelehrte den Namen und den Geist der heiligen Brigid nach Amerika, Australien, Neuseeland, Afrika und in die ganze Welt. Spuren von Brigid, sowohl als Heilige als auch als Göttin, sind überall auf der Welt zu finden. Leider hat St. Brigid, im Gegensatz zu Patrick, keine Schriften hinterlassen, die uns etwas über ihren Hintergrund und ihre Mission verraten können. Infolgedessen wissen wir, ehrlich gesagt, eigentlich fast nichts über die historische Figur selbst. Dennoch:
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