In ganz Irland sind Steine mit Ogham-Schrift zu finden. Ogham was?, fragt sich jetzt vielleicht der ein oder andere. Ja, liebe Leute, Ogham ist das früheste in Irland benutzte Schriftsystem, nachweisbar ab dem 5. Jahrhundert n. Chr.. Voilá, auch wenn sich die Iren der keltischen Tradition mündlicher Überlieferungen rühmen, die Gälen bringen bei der Eroberung Irlands eine Schrift mit.
Wer gerade kein Papier und Bleistift zur Hand hat, ritzt seine Notizen mal schnell in Stein, claro. Zugegeben etwas unhandlich, wenn es sich nur um die Einkaufsliste handelt. Unseres Wissens nach hat allerdings auch kein Ogham-Schriftsteller je den Pulitzer-Preis errungen, was mit Sätzen wie "Dies ist der Stein des ..." auch schwerlich zu erreichen ist. Andererseits – für Gebietsmarkierungen, Gedenk- und Grabsteine war die Ogham-Schrift offenbar durchaus brauchbar.
Warum Oghamschrift nicht typisch irisch ist
Ogham-Schrift hat man unter anderem auch in Schottland, auf der Isle of Man und in Südwestengland gefunden. Das Schriftsystem ist also nicht „irisch“, höchstens gälisch. Und nein, es ist nicht die Geheimschrift der Freimaurer, der Druiden, oder was sonst noch an interessanten Ideen in der Welt kursiert. Allerdings vermarkten clevere Iren Amulette und Schmuckstücke mit Ogham-Zeichen in irischen Souvenirläden gerne als „typisch irisch“.
Wie liest man Ogham?
Der kundige Ogham-Leser weiß natürlich, dass man unten links mit dem Lesen beginnen muss, und sich dann nach oben arbeitet. Oben angekommen, geht es dann wieder nach unten. Weil das Ogham-Alphabet mit nur 25 Buchstaben auskommt, ist das alles ganz locker machbar. ;-)
Noch eine Bitte zum Schluss: Bitte niemals, wirklich niemals, behaupten, diese Zeichen seien die „Runen Irlands“ oder so ähnlich. Glaubt mir, damit macht man sich keine Freunde auf der Insel. Mit dem Runen-System hat die Ogham-Schrift nichts zu tun. Man nimmt an, dass sie nur eine gälische Darstellung des lateinischen Alphabets ist.
In stillen Stunden könnt Ihr aber gerne darüber nachdenken, warum jemand sich die Mühe macht, ein eigenes Symbolsystem für eine bereits bestehende Schriftsprache zu erfinden. Dinge gibt’s, oder? :-)
Hier im Artikel gibt's ja genügend Hilfen zur Übersetzung. Hand aufs Herz, wer hat es geschafft, die Inschrift des Steins ganz links oben zu entziffern? Na? Richtig! Die Inschrift des Oghamsteins zu Beginn des Artikels lautet:
"LUGUDECCAS MAQI MUCOI NETA SEGMONAS DOLATIBIGAISGOB"
Übersetzt: von Dolativix, dem Sohn des Schmieds Lugud, Stammesangehöriger von Nia Segaman
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