Bald öffnen sich wieder die Pforten der Hölle. Kleine und große Gespenster, Zombies und Hexen feiern Halloween. Schon lange ist das irische Fest auch in Deutschland angekommen, doch viele Bräuche, die mit dem irischen "Original"-Halloween verbunden sind, kennen viele noch gar nicht. Zeit also, um in einer kurzen Serie nicht nur die gruseligsten Halloween-Events in Irland vorzustellen, sondern auch zu klären, was an schönen Traditionen mit dem "richtigen" irischen Halloween verbunden ist. Wir machen dabei auch einen kleinen Schlenker zu den Mythen und Fakten über den Ursprung dieses Festes. Ist Halloween wirklich ein keltisches Fest? Genau diesen Punkt schauen wir uns auch einmal genauer an. ;-)
*Alle Illustrationen von Omenomicon
Was spielt man in Irland zu Halloween?
Sehr beliebt sind Spiele, die vorzugsweise an Halloween gespielt werden, wie Apple on a string, auch Collision course oder Accident and Emergency genannt. Dazu wird ein Apfel an einem Faden über die Tür gehangen. Die Spieler dürfen ihre Hände nicht benutzen, müssen aber versuchen, in den Apfel zu beißen. Meistens befindet sich der Apfel auf ewiger Umlaufbahn um den Kopf des Spielers – zur Erheiterung der gerade pausierenden Mitspieler.
Eine andere Variante heißt "Snap" (irisch Sciob). Ein Apfel oder mehrere schwimmen in einer Schüssel mit Wasser, die bspw. auf dem Boden steht. Dann gilt es, im Knien und mit auf dem Rücken gefesselten Händen, den Apfel mit den Zähnen zu fangen. Manchmal wird auch eine Münze hineingeworfen, und derjenige, dem es gelingt, die Münze in den Mund zu nehmen - was äußerst schwierig ist - darf sie behalten.
Von Äpfeln und Pookas
Äpfel spielen zu Halloween eine besondere Rolle. Man glaubte, dass Pookas (puca/ Kobold/ Fee) auf alle nicht geernteten Äpfel spucken, um sie ungenießbar zu machen. Pookas sind geisterhafte Feenwesen, die insbesondere in der keltischen Folklore und in den Märchen Irlands vorkommen. Ähnliche Feenwesen finden sich auch in der Mythologie Schottlands, in Wales, Cornwall, den Kanalinseln und der Bretagne. Oft wird der Pooka für einen Tiergeist gehalten. Der Name soll von Poc abgeleitet sein, was auf Irisch "Ziege" bedeutet. Pooka kann auch ein Wechselbalg sein, das eine tierische oder menschliche Gestalt annehmen kann, also als Pferd, Esel, Hund, oder als ein junger Mann oder sogar eine üppige junge Frau. Der tierische Pooka ist normalerweise tiefschwarz und hat feurige goldene oder rote Augen. Manche assoziieren es mit dem Teufel! Die Berge und Hügel sind die Domäne dieser Kreatur. Je nachdem, in welchem Teil Irlands man lebte, wurde Pooka als hilfreich oder bedrohlich angesehen.
Traditionell wurden/ werden zu Halloween viele Wahrsagespiele gespielt, unter anderem legte man Nüsse auf eine Schaufel und röstete sie über dem Feuer. Je nachdem, in welche Richtung die ersten Nüsse sprangen, wurde dem eine Bedeutung gegeben.
Was isst man traditionell in Irland zu Halloween?
In Irland gibt es zu Halloween auch ganz besondere Gerichte und Leckereien. Barmbrack ist so eine Leckerei. Eine Art Rosinen,- bzw. Früchtebrot, in das verschiedene Dinge eingebacken werden. Wer beispielsweise einen Ring findet, wird in naher Zukunft heiraten; eine Münze soll ein erfolgreiches (reiches) Jahr verheißen und ein Stück Zweig Streit oder eine unglückliche Ehe. Diese köstliche irische Leckerei ist ein Cousin des walisischen Bara Brith. Manchmal wurde auch ein Stück Stoff (verheißt harte Zeiten) oder eine Erbse (Finder wird in dem betreffenden Jahr nicht heiraten) mit eingebacken; ein eingebackener kleiner Ast deutet auf eine unglückliche Ehe. Heutzutage ist von all diesen Dingen oft nur noch der Ring übrig geblieben. Wie auch immer - getoastet und mit reichlich Butter bestrichen ist Barmbrack absolut köstlich. Aufgrund seiner Zusammensetzung hält es sich nach dem Backen gut zehn Tage lang.
Hier ein traditionelles irisches Barmbrack-Rezept (es gibt natürlich zahlreiche Varianten) 175 g Rosinen 175 g Sultaninen 100 g Johannisbeeren 50 g gemischtes Zitronat/Orangeat 1 Tasse starker schwarzer Tee 3 Esslöffel irischer Whiskey (wahlweise) 450 g Mehl 7g Trockenhefe 1 Tasse/250ml Milch (lauwarm)
1 gestrichener Teelöffel gemahlener Zimt 1 gestrichener Teelöffel gemahlene Muskatnuss 75 g weiche Butter 75 g Streuzucker 1 Ei - verquirlt Am Vorabend Rosinen, Sultaninen, Johannisbeeren, gemischtes Orangeat, starken Schwarztee und ggf. Whiskey in eine Schüssel geben und über Nacht ziehen lassen. Kastenform einfetten. Das Mehl in eine "warme" Schüssel sieben. Dann die Hefe, Zimt, Muskatnuss und Zucker einrühren. In eine Vertiefung die lauwarme Milch gießen. Darauf achten, dass die Milch nicht zu heiß ist, da sie sonst die Hefe abtötet. Das verquirlte Ei hinzugeben und alles zu einem festen Teig verarbeiten. Die abgedeckte Schüssel mit dem Teig mindestens eine Stunde lang an einem warmen Ort stehen und den Teig "gehen" lassen, bis er etwa doppelt so groß ist. Dann den Teig auf eine leicht bemehlte Fläche geben und nach und nach die Butter und die eingeweichten Früchte einarbeiten. Das ist auch der Zeitpunkt, um Kleinigkeiten, wie z. B. einen Ring, Erbse etx. hinzuzufügen, wobei darauf zu achten ist, dass diese Dinge in Pergamentpapier eingewickelt und gleichmäßig im Teig verteilt sind. Backofen auf 200°C/ Gas Stufe 6 vorheizen. Den Teig weitere 20 Minuten gehen lassen. Dann in der Backform ca. 50 Minuten lang backen, bis er goldbraun ist.
Colcannon
Man sagt, dass Essen der schnellste Weg zum Herzen eines Mannes ist. In Irland nahm man das, vor allem zu Halloween, wörtlich. Manche tun das immer noch. Das Gericht Colcannon gilt als der Schlüssel zum Erfolg für alleinstehende Frauen auf der Suche nach einem Ehemann. Die Rezepte für dieses Kartoffelbrei-Gericht wurden und werden von Generation zu Generation weitergegeben, wobei auch diesem Gericht alles Mögliche hinzugefügt wurde, von Ringen (Ehe) über Fingerhüte (Jungfernschaft) bis hin zu Münzen (Reichtum). Der Legende nach steckten früher unverheiratete Frauen den ersten und letzten Löffel ihres Colcannon in eine Socke und hängten diese an die Tür. Der erste Mann, der durch die Tür kam, soll dann ihr Ehemann sein. Andere erzählen, dass unverheiratete Frauen mit verbundenen Augen in ihren Garten gingen, um den Kohl für ihren Colcannon zu pflücken. Das Gericht wurde mit dem ausgewählten Kohl zubereitet und mit einem Ring versehen. Die Frau, die als erste den Ring in ihrer Portion fand, würde auch als erste heiraten. Hier das Rezept für Colcannon .
Zum Abschluss noch die Geschichte von Jack O'Lantern
Vor langer Zeit lebte in Irland Jack Oldfield, ein zwielichtiger Hufschmied, auch Stingy Jack (geiziger Jack) oder Drunk Jack (trunksüchtiger Jack) genannt. Am Abend vor Allerheiligen sitzt Jack nun in seinem Dorf in einer Kneipe, als plötzlich der Teufel neben ihm steht, um ihn zu holen. Jack bietet ihm für einen letzten Drink seine Seele an. Der Teufel möchte ihm diesen letzten Drink spendieren, hat aber, er ist ja kein Mensch, kein Geld dabei. So verwandelt sich der Teufel notgedrungen selbst in eine Sixpence-Münze, um den Wirt zu bezahlen. Jack aber steckt die Münze schnell in seinen Geldbeutel. Dummerweise befindet sich in Jacks Geldbeutel auch ein silbernes Kreuz, was dem Teufel erstens kein Pläsier bereitet und zweitens verhindert, dass sich der Teufel wieder zurück verwandeln kann. Jack nutzt die Gunst der Stunde und verhandelt mit dem Teufel: Er werde ihn freilassen, wenn er Jacks Seele verschone.
Ab hier gibt es zahlreiche Varianten, wie es mit Jack und dem Teufel weitergeht – kommen wir daher einfach zum Ende und zur Erklärung für den Kürbiswahn zu Halloween.
Als Jack viele Jahre später stirbt, bittet er im Himmel um Einlass. Da er in seinem Leben nicht gerade ein braver Mann gewesen ist, wird er abgewiesen und vor die Höllentore geschickt. Aber auch dort will man diesen üblen Zeitgenossen nicht haben; außerdem steht der Teufel ja noch bei Jack im Wort. Der Teufel schickt ihn also zurück, woher er gekommen ist – und weil es so dunkel, kalt und windig und der Weg so weit ist, bekommt der Teufel sogar Mitleid und schenkt Jack eine glühende Kohle direkt aus dem Höllenfeuer.
Jack steckt die Kohle in eine ausgehöhlte Rübe, die er als Wegzehrung mitgenommen hatte. Seitdem wandelt Jacks verdammte Seele mit der Laterne am Vorabend von Allerheiligen, an Halloween, durch die Dunkelheit, und ein Stück Kohle in einer ausgehöhlten Rübe – in den USA wurde daraus ein Kürbis – soll den Teufel und alle anderen Geister davon abhalten, einen zu holen.
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