Irland und seine Rundtürme
- lisalinas6
- 19. Juli
- 3 Min. Lesezeit

Irland hat der Welt architektonisch den freistehenden runden Turm geschenkt. Kaum ein Gebäude ist so „irisch“, wie ein Rundturm. Damit sind nicht irgendwelche runden Türme gemeint, sondern die schlanken Rundtürme der irischen Klöster und Kirchen. Doch wozu dienten sie?
Es gibt dazu mehrere Theorien.
Wie wir wissen, kamen Wikinger immer wieder mal gerne „zu Besuch“ nach Irland. Sie plünderten die Klöster und Kirchen und versklavten oder töteten deren Bewohner. Anhänger der "Verteidigungstheorie" nehmen an, dass die Rundtürme zum Einen dazu dienten, sich dort mitsamt den Kostbarkeiten zu verstecken, also der Verteidigung und des Rückzugs in Zeiten der Bedrängnis dienten – das wäre also Theorie eins. Mit einer Strickleiter, die man hochgezogen habe, hätte man versucht, sich in Irlands Rundtürmen in Sicherheit zu bringen. Andererseits kann angeführt werden, dass ein Versteck im Rundturm schnell zur Falle wird, falls Angreifer viel Zeit haben und auf die Idee kommen, den Turm zu belagern. Die Indizien sprechen eigentlich gegen Theorie eins. In Clonmacnoise existierte ein solcher Rundturm (irisch: Cloigtheach = Glockenhaus) mit einem Baudatum um 1124 – vor den Wikingerüberfällen und wie gesagt, als Versteck nicht wirklich geeignet.

Kommen wir zu Theorie zwei: Ihre Anhänger glauben, die Türme seien heilige Stätten eines Sonnenkults gewesen, oder gar Sternwarten der Druiden. Nach einigen Pint Guinness vertreten auch manche die Theorie, die Rundtürme seien die Zeiger riesiger Sonnenuhren ... die dazu gehörigen Zifferblätter hat man zwar bislang nicht gefunden, aber was soll’s, das wäre dann Theorie Numero drei.
Weitere Theorien reichen von Feuertempel, Phallus- und Fruchtbarkeitsriten – Freud lässt grüßen, bis zu Gefängnissen für reuige Sünder und Türme für ein Dasein als Eremit. Manche wiederum meinen, die Wikinger hätten diese Türme als Wach- und Aussichtsplattformen gebaut und die Iren hätten sie später lediglich als Glockentürme zweckentfremdet. Dagegen spricht, dass man keine Glocken oder Überreste derselben in den Türmen entdeckt hat. Manche Historiker argumentieren, Mönche haben möglicherweise mit Handglocken aus den oberen Fenstern geläutet. Allerdings weisen einige Quellen darauf hin, dass Handglocken, die im frühen Mittelalter in Irland verbreitet waren, um das 10. Jahrhundert aus der Mode kamen, genau in der Zeit, als der Bau der Rundtürme seinen Höhepunkt erreichte.

Immerhin, allen Rundturm-Freunden sei die erfreuliche Mitteilung gemacht, dass der Rundturm von Kildare, aus dem 12. Jahrhundert, den ganzen Sommer über ab 10 Uhr geöffnet ist. Kildares Rundturm ist übrigens mit gut 33 Meter der zweithöchste und der einzige in Irland mit Zugang für die Öffentlichkeit. Der höchste Rundturm steht, mit nur einem Meter mehr, in der Grafschaft Galway. Von oben genießt man eine grandiose Aussicht auf fünf angrenzende Grafschaften. Und weil man eh schon in Kildare ist, hier 5 weitere Tipps, was man dort unternehmen kann.
Kommen wir noch einmal zu dem möglichen Zweck und Sinn der Rundtürme zurück und vielleicht geht das ja auch alles einfacher? Auf irisch heißen die Rundtürme Cloigtheach, zu deutsch: Glockenhaus. Das scheint, trotz fehlender Glockenfunde, die einfachste Erklärung zu liefern: Waren es Glockentürme? Etliche Quellen deuten darauf hin, dass die Türme zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert errichtet wurden und vielleicht mehrere Funktionen hatten, darunter als Wachtürme, Fluchtburgen oder Lager für klösterliche Schätze wie Kreuze und Bücher. Das Problem bei allem ist: Nichts Genaues weiß man (bis heute). Wir leben halt in einem Universum, dessen Alter wir nicht genau berechnen können, zwischen Sternen, deren Entfernung wir nicht kennen und das alles unterliegt physikalischen Gesetzen, deren Eigenschaften wir häufig nicht verstehen, gell?
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