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Irland - die lebhafte Vergangenheit der Duncannon Festung

  • lisalinas6
  • 26. Apr.
  • 4 Min. Lesezeit
Irland, Fort Duncannon aus der Vogelperspektive

Das imposante Duncannon Fort ist eine der beliebtesten Attraktionen auf der Ring of Hook-Küstenstraße. Eine überaus beeindruckende Festung mit Bastion auf der Hook-Halbinsel, ganz unten im südöstlichen Zipfel der Grafschaft Wexford. Im Laufe seiner 450-jährigen Geschichte blickt das Sternfort auf zahllose faszinierende und ehrfurchtgebietende Ereignisse und ist, ganz nebenbei, einer der besten Aussichtspunkte, von dem aus man die wunderschöne Waterford-Mündung betrachten kann.


Die faszinierende Geschichte des Forts - eine Führung empfiehlt sich definitiv

Irland, Fort Duncannon aus der Vogelperspektive

Der Name „Duncannon“ stammt aus dem Altirischen und bedeutet „das Fort des Sohnes von Conan“, was darauf hindeutet, dass sich hier bereits vor der Ankunft der Normannen ein Fort befand. Die militärisch orientierten Normannen erkannten den Wert dieses Ortes für die Verteidigung der lokalen Küstenlinie an einer der verkehrsreichsten Schifffahrtsrouten von und nach Irland. Frühe Karten zeigen einen mittelalterlichen Wohnturm auf der Landzunge, auf der sich heute das Fort befindet.

Das Fort ist ein klassisches sternförmiges Fort, und seine herausragende Lage verlieh ihm über die Jahrhunderte hinweg anhaltende Bedeutung. Es war eine bemerkenswert starke Verteidigungsanlage. Erst nach einer sechswöchigen Belagerung im Jahr 1645 fiel es an die katholischen Streitkräfte der Konföderation. 1649 versuchte Cromwell, das Fort einzunehmen, scheiterte jedoch, so dass er gezwungen war, eine andere und umständlichere Route über New Ross zu nehmen, um seine Artillerie in Waterford zu landen.


Der Croppy Boy

Irland, die Pike Men, irische Rebellen, Denkmal, Co. Wexford

Eine interessante Besonderheit ist die Zelle des „Croppy Boy“. Hier soll der Held der bekannten irischen Rebellenballade „The Croppy Boy“ gefangen gehalten worden sein. Das Lied, das an den Aufstand von 1798 erinnert, erzählt die Geschichte eines jungen Mannes (ein „Croppy“, wie die jungen Aufständischen von 1798 wegen ihrer kurzgeschorenen Haare genannt wurden), der auf dem Weg in die Schlacht in einer Kirche Halt macht, um zu beichten. Er erzählt dem verhüllten Priester, der auf einem Stuhl sitzt, seine Geschichte. Nachdem er seine Sünden gebeichtet (und sich als Rebell geoutet) hat, entpuppt sich der „Priester“ als englischer Soldat, der den jungen Mann verhaftet und zur Hinrichtung als Verräter abführt. Hier geht's zum Text der Ballade und hier kann man mal reinhören.

Während der irischen Rebellion wurden die Rebellen im Fort in Zellen festgehalten. Und so berichten manche Besucher über ein unbehagliches Gefühl bei der Erkundung dieses Teils des alten Forts, während andere von einem Gefühl unglaublicher Traurigkeit sprechen. Sicher hat das Land hier im Laufe der Jahre viele Emotionen und buchstäblich Blut aufgesaugt, die Energie derer, die hier lebten, arbeiteten, kämpften, inhaftiert wurden und starben, mögen ihre Spuren hinterlassen haben.

Duncannon Fort war im Zuge der irischen Konföderationskriege in Kämpfe verwickelt. Unter dem royalistischen Befehlshaber Laurence Esmonde, 1. Baron Esmonde, wurde es von irischen Konföderierten unter dem Befehl von Thomas Preston, 1. Viscount Tara, von Januar bis März 1645 belagert und nach sechs spannungsgeladenem Ansturm, bei dem die Festung standhielt, schließlich eingenommen. Dabei setzte man erstmals in Irland Mörser ein. Oliver Cromwell versuchte 1649, die Festung zurückzuerobern, was ihm jedoch zunächst nicht gelang. Erst im folgenden Jahr nahm er Fort Duncannon ein und sie blieb bis 1919 in britischer Hand.

1690 waren zwei Könige auf dem Fort zu Gast - König Jakob II. von England, zugleich Jakob VII. von Schottland segelte am 3. Juli von Duncannon nach Kinsale und dann weiter nach Frankreich und König Wilhelm III., der sich im September dort aufhielt, als schlechtes Wetter seine Rückreise nach England verzögerte. Die Stelle, an der König Jakobs Schiff ablegte, trägt den Namen “King James’ Hole”.

Das Fort blieb bis 1919 eine wichtige britische Garnison, als es dem jungen irischen Freistaat übergeben wurde, nur um drei Jahre später während des Bürgerkriegs zerstört zu werden. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs lag es verlassen da. Aus Angst vor einem möglichen Einmarsch Hitlers in Irland wurde es wieder aufgebaut und bis zum Kriegsende von der irischen Armee besetzt.

Danach wurde sie gelegentlich von der Armee als Standort für Sommerlager genutzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war es in einem sehr schlechten Zustand, doch es folgte eine sorgfältige Restaurierung.

Heutzutage beherbergt es auch ein sehr gutes Schifffahrtsmuseum, das sich hauptsächlich mit der Geschichte der sehr gefährlichen Gewässer vor der Südostküste Irlands befasst. Der fast 10 Meter tiefe Wassergraben, der das Fort umgibt, der zentrale Paradeplatz und einige der Gebäude sind mittlerweile in gutem Zustand.

Der Leuchtturm des Forts stammt aus dem Jahr 1774 und ist immer noch in Betrieb.


Besuch in Duncannon

Auf einer geführten Tour (ca. 1 Stunde) genießt man nicht nur beeindruckende Aussichten, sondern auch spannende und tragische Geschichten. Das Fort ist von April bis November für Besucher geöffnet. Neben dem Museum gibt es auch ein Kunstzentrum, einen Kunsthandwerksladen und ein kleines Café.

Irland, Dorf Duncannon, Co. Wexford von oben

Bis zum Dorf Duncannon sind es ca. 5 Minuten zu Fuß. Dort kann man übrigens mit dem Auto bis auf den Strand fahren und nach einem Schiffswrack aus dem 17. Jahrhundert Ausschau halten, das in den Gewässern nahe der Hafenmauern liegt. Je nach Gezeitenlage kann man es teilweise sehen. Es wird vermutet, dass es sich um das Flaggschiff von Cromwells Marine handelt; Taucher haben eine Reihe von Kanonen entdeckt, obwohl der größte Teil des Schiffes in einer Sandbank versunken ist.


Der Ring von Hook

Bei der Fülle an Sehenswürdigkeiten auf der Halbinsel Hook wäre es ideal, wenn man sie alle miteinander verbinden könnte. Und hier kommt die Küstenstraße ins Spiel. Der Coastal Drive ist eine fantastische Möglichkeit, die Gegend auf einfache Weise zu erkunden. Lohnenswert sind u.a. Tintern Abbey, Hook Lighthouse und Loftus Hall, vielleicht noch ein Abstecher zur Dunbrody Priory?

Trotz ihrer zerklüfteten Schönheit und der unzähligen Attraktionen ist die Hook Peninsula eher ruhig, vor allem außerhalb der Sommermonate. Das Ergebnis ist ein völlig anderes Erlebnis als auf dem Ring of Kerry oder der Causeway Coastal Route, wo im Allgemeinen immer viel los ist.



Die Attraktionen der Hook Peninsula haben wir hier vorgestellt, doch die Halbinsel hat im Laufe der Jahre auch eine interessante soziale Geschichte erlebt. Wikinger, Mönche und Anglonormannen - sie alle gingen hier an Land und ließen sich entweder nieder oder zogen von der Hook Peninsula weiter ins Landesinnere. Und sie alle hinterließen ihre Spuren auf der Halbinsel. Wer es gerne weniger überlaufen mag, ist in der Grafschaft Wexford gut aufgehoben.

Buch "Irland wie es nicht im Reiseführer steht" von Lisalina Sagner




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