Soll man dem 45 km von Dublin entfernten Drogheda, County Louth, eines der ältesten irischen Städte, einen Besuch abstatten? Wir finden, man sollte! Die Kirchen, die georgianische Architektur, das prächtige mittelalterliche Stadttor, der Kopf von St. Oliver Plunkett, eines der wenigen irischen Pestmahnmale und noch vieles mehr, machen einen Besuch lohnenswert. Drogheda lässt sich auch ganz prima mit einem Abstecher in das Boyne-Tal verbinden, wo beispielsweise der schicksalshafte Hügel von Tara und Newgrange warten, Mellyfont Abbey und Monasterboice kann man auch gleich "mitnehmen".
Doch zurück zu Drogheda, einst von den Wikingern gegründet und damit eine der ältesten Städte in Irland. Ein Teil von Drogheda lag früher in der Grafschaft Meath. Lange Zeit war Drogheda als Nadelöhr auf der Straße von Dublin nach Belfast bekannt, heute wird die Stadt über die Boyne-Brücke und die M1 umfahren - eine Verbindung, von der sich die Einheimischen wünschen, dass sie schon zu Cromwells Zeiten bestanden hätte.
Das Stadttor, St Lawrence Gate, aus dem 13. Jahrhundert oder das imposante Millmount Fort, das über den Dächern Droghedas thront laden förmlich zu einem Stadtbummel ein. Der Name Drogheda leitet sich vom irischen "Droichead Átha" ab, was wörtlich "Brücke an der Furt" bedeutet. Ein Name, der auch erklärt, warum die Wikinger sich hier niederließen. Es gab eine Furt und später eine Brücke, die Teil der wichtigsten Nord-Süd-Route an der Ostküste wurde - ein Ort des Handels und der Verteidigung. So entstanden zwei Städte, durch den Fluss getrennt. Drogheda-in-Meath und Drogheda-in-Oriel. Im Jahr 1412 wurden die beiden Droghedas schließlich zu einer "Grafschaft der Stadt Drogheda"; Jahrhunderte später, im Jahr 1898, wurde die Stadt, die sich noch eine gewisse Unabhängigkeit bewahrt hatte, Teil der Grafschaft Louth.
Im Mittelalter bildet Drogheda als ummauerte Stadt einen wichtigen Teil des "Pale" und beherbergt zeitweise auch das irische Parlament. Die strategische Bedeutung garantierte praktisch leider ein nicht ganz so friedliches Leben für ihre Bewohner. Die Stadt wurde mehrmals belagert und beschossen. Die berüchtigtste Belagerung endete mit der Einnahme von Drogheda durch Oliver Cromwell im September 1649. Was dann geschah, hat sich tief in die kollektive irische Psyche eingebrannt: Cromwells Massaker an der royalistischen Garnison und der Zivilbevölkerung von Drogheda.
Während der Wilhelminischen Kriege war Drogheda gut verteidigt, und König Williams Truppen beschlossen schicksalhaft, die Stadt zu umgehen und stattdessen den Boyne bei Oldbridge zu überqueren. Die Schlacht am Boyne im Jahr 1690 ist bis heute eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte Irlands.
Das Millmount Museum in der Barrack Street steht auf dem Gelände einer ehemaligen Burg und überragt Drogheda, wenn auch von der anderen (südlichen) Seite des Flusses. Die Ausstellungen zur lokalen Geschichte und Industrie sind auf jeden Fall einen Besuch wert.
Im 19. Jahrhundert erfindet sich Drogheda als Handels- und Industriezentrum neu. Ab 1825 stellt die "Drogheda Steam Packet Company" eine Seeverbindung nach Liverpool her. Das Motto der Stadt "God Our Strength, Merchandise Our Glory" (Gott unsere Stärke, Waren unser Ruhm) sagt alles, auch wenn das 20. Jahrhundert Drogheda weniger prosperierende Zeiten beschert. Einen großen Zustrom von Einwohnern erlebt die Stadt dann in den Jahren des "keltischen Tigers", als Drogheda plötzlich Teil des Pendlergürtels nach Dublin wurde.
Ein Spaziergang durch das Zentrum von Drogheda dauert weniger als eine Stunde und führt zu den meisten Sehenswürdigkeiten, wobei das Millmount Museum eine Ausnahme bildet. Das Parken kann manchmal etwas problematisch sein. Die Stadt lässt sich sehr gut zu Fuß erkunden.
Das St. Laurence's Gate (Ecke Laurence Street und Palace Street) ist ein fast vollständiger Teil der mittelalterlichen Stadtmauer und immer noch imposant. Allerdings fließt der Verkehr hindurch und die bebaute Umgebung lenkt irgendwie vom Tor ab. Von hier aus kann man noch immer die ehemaligen Grenzen der Stadt nachvollziehen, indem man den Straßen folgt, die an die Stelle der Stadtmauern getreten sind.
Der Magdalene Tower ist alles, was heute von dem einst bedeutenden Dominikanerkloster Saint Mary Magdalene übrig ist. Einst auf dem höchsten Punkt des nördlichen Drogheda vom damaligen Erzbischof von Armagh, Lucas de Netterville, gegründet. Der Turm war der gotische Glockenturm des Klosters, erbaut im Jahr 1370. Der Turm befand sich in der Nähe des heute abgerissenen St. Sunday's Gate und lag direkt innerhalb der nördlichen Stadtmauern. Das Kloster muss insofern von großer Bedeutung gewesen sein, als O'Donnell, O'Hanlon, McMahon, O'Neill und die anderen Häuptlinge von Ulster hier Ende des 14. Jahrhunderts ihre Unterwerfung unter Richard II. von England bestätigten.
Im Jahr 1412 war sein Abt, Pater Bennett, der Friedensstifter in dem Konflikt zwischen den Menschen auf beiden Seiten des Flusses Boyne, der zur Vereinigung der Stadt führte.
Während der Tudor-Periode unter König Heinrich VIII. wurde das religiöse Leben in Drogheda völlig verändert, als die großen Abteien, Priorate und Krankenhäuser verschwanden und ihre Ländereien von der Krone übernommen wurden. Während der Belagerung durch Cromwell im Jahr 1649 wurden auch die Zinnen des Turms schwer beschädigt.
Die St. Peter's Church (Church of Ireland, Peter Street) ist wegen ihres Kirchhofs interessant. In einer Mauer hinter der Kirche befindet sich eine mittelalterliche Grabplatte, auf der die Verstorbenen als Skelette dargestellt sind, die nur mit Leichentüchern bekleidet sind. Dieses realistische Bild, das als Memento mori für die Hinterbliebenen diente, war für kurze Zeit in Mode und steht im Gegensatz zu den prächtigeren Bildern und konventionelleren mittelalterlichen Gräbern. Es soll nur sieben dieser Memento mori-Werke in Irland geben; ergänzend hierzu ist es vielleicht auch interessant mehr über den Schwarzen Tod in Irland zu erfahren.
Die St. Peter's Church (römisch-katholisch, West Street) ist eine große katholische Kirche direkt im Stadtzentrum und ein Wallfahrtsort. Hier ist der Kopf von St. Oliver Plunkett zu sehen. Nichts für zarte Gemüter. In einem Schrein hinter Glas ist das etwas verschrumpelte Antlitz von Irlands jüngstem Heiligen kein schöner Anblick. Eine kleine Ausstellung informiert die Besucher auch über den Märtyrertod des Heiligen Oliver Plunkett durch die Engländer.
Last but not least kann man sich noch einen Spaziergang zum alten Boyne Viadukt gönnen. Viel Spaß! :-)
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